Über das Schattendasein von Randsportarten
Hängt die Freude am Sport davon ab, ob dieser populär ist? Oder kann der Sportler auch in Disziplinen Spaß haben, die ein Schattendasein frönen? Wer sich die mediale Präsenz der Sportarten in Deutschland anschaut, wird schnell feststellen, hierzulande ist praktisch alles Randsport außer Fußball. Dabei spielt es kaum eine Rolle, ob die Sportart olympisch ist oder nicht. Wobei diese immerhin noch das Glück hat, aller vier Jahre zumindest kurzzeitig in den Fokus der TV-Übertragungen zu rücken. Dann wird dem Zuschauer in sehr dezenten Einspielungen der Randsport nahe gebracht. Mit 90-minütigen Viertliga Fußballübertragungen freilich nicht annähernd vergleichbar. Nur Spartensender wie Eurosport oder Sport1 senden hin und wieder auch mal nicht ganz so populäre Sportwettkämpfe, doch das ist eher selten. Ein Blick ins Nachbarland Tschechien offenbart allerdings, dass es auch anders geht. Dort laufen auf TV-Sendern Floorball, Baseball, Speedway, Badminton, Tischtennis oder Motoball.
Eines steht fest: Unzählige Randsportler gehen jede Woche ihrer Leidenschaft in Vereinen nach, trainieren hart, fahren zu Wettkämpfen und Turnieren und pflegen soziale Kontakte innerhalb ihres Sports. Und dies, weil es ihnen Spaß macht. Ob leistungsorientiert oder nicht, ob mit Freunden oder jeder für sich – viele macht es auch stolz eine Sportart abseits vom Mainstream zu betreiben. Nach dem Motto »Fußball spielt doch jeder« funkeln ihre Augen voller Leidenschaft, wenn sie ihren Sport einem Neuling oder Interessierten erklären. Eine verständliche Kurzdefinition der ausgeübten Sportart hat meist jeder nach einigen Malen auswendig im Kopf und beantwortet Fragen wie »Du spielst waaaas?« seinem unwissenden Gegenüber mit Leichtigkeit. Wenn schon von den Medien nicht unterstützt, werden die »Nichtwissenden« halt persönlich aufgeklärt und informiert.
Neben der medialen Ignoranz gibt es allerdings noch weitere Nachteile einer Randsportart. Verbände und Vereine werden kaum gefördert, weder von Sponsoren noch von öffentlichen Mitteln. So müssen viele Aktive oder im Nachwuchs deren Eltern einen Großteil des finanziellen Aufwandes selbst stemmen. Sportausrüstungen wie im American Football, Spielkleidung und Trainingsanzüge, Auswärtsfahrten zu Wettkämpfen und Trainingslagern reißen tiefe Löcher in die Haushaltkasse. Wenn dann auch noch mehrere Kinder der Familie aktiv sind, wird es heftig. Während Kader- oder Auswahlsportler im Rennrodeln, Eisschnelllauf oder Fußball sich kaum vor Bekleidungsgegenständen retten können, übertrieben gesagt, wie die Maden im Speck leben, muss sich beispielsweise ein Tamburellospieler, der Deutschland bei einer EM oder WM in Italien vertritt, sein Spielertrikot und seinen schwarz-rot-goldenen Trainingsanzug selbst kaufen, nebst Reisekosten und Unterkunft. Dieses Los haben viele Randsportarten.
Doch sportliche Exoten genießen auch Vorteile, dies ist unbestritten. In vielen Disziplinen, in denen noch kein breites Netz an Vereinen oder Ligastrukturen vorhanden sind, erreicht man schneller die Spitze, kommt leichter zu Titeln, kämpft öfter um Meisterschaften. Zudem ist das Verhältnis innerhalb der jeweiligen Szene sehr familiär. Und man kommt herum. Während der typische Fußball spielende Nachbar am Wochenende zu seinem Kick in den nächsten Stadtteil fährt, reisen Randsportler auch schon mal durch ganz Deutschland und darüber hinaus, um an Turnieren und Wettkämpfen teilzunehmen. Die Geografie des Landes wird auf einmal mit ganz anderen Augen gesehen und nach Gegnern oder Austragungsorten neu abgesteckt.
Wir haben uns mit einigen "Randsportlern" unterhalten. Sie berichten von ihrer Leidenschaft. Eines ist ihnen allen gemein: Obwohl sie sich über mehr Präsenz ihrer Sportart freuen würden, sind sie mit ihr sehr glücklich und fühlen sich in ihrer Welt mittendrin statt nur am Rand.
Bianca Walter und ihre Leidenschaft zum Short Track
Seit 2006 bin ich Mitglied der Short Track Nationalmannschaft. Spätestens jetzt gibt es ein fragendes Gesicht des Gegenübers, entweder weil er bei dem Wort Nationalmannschaft interessiert aufhorcht, er meine (für Frauen etwas übertriebenen) muskulösen Oberschenkel entdeckt hat oder nicht weiß, was er mit dem Sport anfangen soll. Standarderklärung aus dem Effff Short Track ist eine Art Eisschnelllauf, nur auf einem Eishockeyfeld mit vier bis acht Läufern auf der gleichen Bahn, die gegeneinander um Platzierungen laufen. Es wird auch oft als kleine Schwester des Eisschnelllaufs gehandelt, bei uns geht es aber um einiges actionreicher und spektakulärer zu. Aber warum eigentlich kein Fußball, wie in Deutschland doch so verbreitet? Tja, tatsächlich habe ich als Kind mal Fußball gespielt, weil mein Opa ein sehr guter Spieler war. Aber ich habe dann doch meiner Mutter nachgeeifert, die sich im Eisschnelllauf mit einem fünften Platz bei Olympia einen Namen gemacht hatte. In Dresden landet man dann eben auch schnell mal bei der Schwestersportart Short Track und davon war ich so begeistert, dass ich dort nicht mehr wegzuholen war.
Die langen scharfen Kufen, enge Rennanzüge und Schutzhelme – unsere Ausrüstung fällt jedem direkt ins Auge. Zudem müssen wir »unten drunter« komplett schnittfeste Kleidung tragen. Dadurch gehen die meisten Stürze glimpflich aus, robust müssen wir trotzdem sein und ein gewisses Risiko steckt ja in jeder Sportart. Die linke Hand auf dem Eis, um im engen Kurvenradius noch die beste Schräglage zu erlangen, kämpfen wir uns über drei verschiedene Distanzen bis ins Ziel. Aber wer haut sich schon freiwillig mit 40 bis 50 km/h in eine enge Kurve und rangelt ganz nebenbei noch im Rahmen der Regeln um die vordersten Platzierungen? Ich zum Beispiel und das mit viel Leidenschaft, Spaß, Ehrgeiz und Herzblut. Alles für den großen Traum Olympia. Neben mir gibt es in Deutschland noch verhältnismäßig wenige Läufer, aber schaut man mal über den großen Teich nach Kanada, sieht man, dass es dort schon längst eine Volkssportart neben Eishockey geworden ist. Im amerikanischen und asiatischen Raum ist Short Track eine sehr beliebte Sportart und auch hierzulande punkten wir mit Zuwachs im Nachwuchsbereich. Nach zwei unglücklich verpassten Olympiateilnahmen 2010 und 2014, bin ich jetzt mehr als bereit, mich nochmal in meinem Verein, dem Eisschnelllauf Verein Dresden, mit dem Team zu schinden und an mir zu arbeiten, weil ich daran glaube es schaffen zu können.
Auch in Deutschland rückt unsere »Randsportart« langsam ins Rampenlicht. Auch geschuldet durch unsere guten Resultate und Medaillen bei internationalen Wettkämpfen. Mittlerweile findet fast jede Saison ein Weltcup oder eine Europameisterschaft in meiner Heimatstadt Dresden statt und wir können immer mehr Zuschauerrekorde feiern. Die Unterstützung vor heimischem Publikum ist unglaublich und trägt uns förmlich ins Ziel. Weltrekorde sind in Dresden schon gebrochen worden und die spannenden Einzelläufe und vor allem die Staffeln ziehen jeden Sportbegeisterten in ihren Bann.
Quidditch-Spielerin Frederike Klee
"Quidditch" ist ein fiktiver Sport aus den Romanen über den jungen Zauberer Harry Potter. Von Quidditch hab ich das erste Mal durch die Doku »Mudbloods« erfahren, bei dem ein Team auf dem Weg zu den amerikanischen Meisterschaften begleitet wurde. Ich habe vorher schon mehrere Sportarten durchprobiert und wollte das dann auch unbedingt mal versuchen. Unser Team ist daraus entstanden, dass ein paar Leute aus dem Unichor auf die Idee gekommen sind, Quidditch mal auszuprobieren und daran Spaß gefunden haben. Mittlerweile sind wir aber nicht mehr nur Chorleute. Wenn ich irgendwo erzähle, dass ich Quidditch spiele, kommen meist erstmal Fragen wie „Fliegt ihr wirklich auf Besen?“ oder (bei Fans der Romanreihe) „Wie funktioniert das mit dem Schnatz?“. Nachdem man das dann alles grob erklärt hat, finden viele das auch recht interessant. Manche belächeln es natürlich trotzdem noch, aber ich würde mal behaupten, das ist bei anderen Nischensportarten auch so.
Anfangs hat der Sport schon deutlich an das fiktionale Vorbild von Harry Potter erinnert, noch mit Umhängen und richtigen Besen. In den letzten Jahren ist die Entwicklung weg von der Fantasywelt deutlich geworden. Wir spielen mit PVC-Stäben statt Besen und ganz normalen Trikots, welche oft aber deutlich kreativer gestaltet sind als in anderen Sportarten. Dieses Jahr kam auch schon die zehnte Auflage des amerikanischen Regelbuchs heraus, nach welchem die meisten Quidditchverbände spielen.
Quidditch ist ein unglaublich vielfältiger Sport. Dadurch, dass es vier verschiedene Positionen gibt und drei verschiedene Bälle gleichzeitig im Spiel sind, findet sich für jeden Spieler eine passende Position. Es ergibt sich eine Art Mischung aus Handball, Völkerball und Flagfootball. Die Regeln und Begriff sind aus der Romanvorlage übernommen, drum ist es schwer, diese direkt zu übersetzen. Im Spiel versuchen die »Jäger« und »Hüter« mit dem »Quaffel (der Spielball) Punkte zu erzielen, indem sie Tore werfen (pro Tor 10 Punkte). Die »Treiber« versuchen sie mit den drei Klatschern (Wurfbälle) daran zu hindern. Nach 17 Minuten kommt dann der »Schnatz« aufs Spielfeld, welcher ab der 18. Minute von den »Suchern« gefangen werden darf. Der Schnatz ist quasi ein Tennisball in einer Socke, die hinten an einer unparteiischen Person befestigt wird und welche den Schnatz dann auch versucht zu verteidigen. Für den Schnatzfang gibt es dann nochmal 30 Punkte und er beendet das Spiel. Quidditch ist übrigens der einzige Vollkontaktsport, bei welchem jedes Geschlecht in gemischten Teams mitspielen kann.
Von der momentanen Entwicklung ausgehend, würde ich sagen, das Quidditch auf jeden Fall Bestand hat. An der Weltmeisterschaft dieses Jahr mit 21 Teams hat man gesehen, dass der Sport drastisch wächst, bei der letzten WM waren es gerade einmal sieben Teams. Auch in Deutschland ist eine schnell wachsende Quidditch-Community bemerkbar. In Amerika gibt es seit letztem Jahr sogar eine (semi-)professionelle Liga. Zuschauer sind bei uns momentan noch ziemlich auf Freunde und neugierige Passanten beschränkt. Die Weltmeisterschaften wurden aber im Live-Stream online übertragen und hatten scheinbar auch ganz gute Quoten. Vielleicht braucht es doch keine Zauberei, um Quidditch in den Sportalltag der unwissenden »Muggel« (im Roman: Nichtzauberer) zu transportieren…
Flossenschwimmerin Melanie Kühnel - Arielle zu sein ist nicht einfach
Flossenschwimmen ist eine eigenständige Sparte im Bereich des Tauchsports. Im Vergleich zur Leichtathletik könnte man sagen: Flossenschwimmen zu Schwimmen verhält sich wie Stabhochsprung zu Hochsprung. Flossenschwimmen ist geschwindigkeitsorientiert und es ist derzeit die schnellste Art der Fortbewegung durch eigene Muskelkraft im Wasser. Im Wasser sind wir ausgerüstet mit einer breiten Flosse für beide Füße, einer sogenannte Monoflosse. Mit »Arielle zu sein ist nicht einfach« delphinähnlichen Bewegungen schlängeln wir durchs Wasser, um dem Körper eine Stromlinienform zu geben. Der Kopf bleibt teilweise unter Wasser, geatmet wird durch einen Mittelschnorchel, der auf der Stirnmitte befestigt ist. Eine Schwimmbrille rundet das Starterpaket ab. Unsere Nachwuchsarbeit ist sehr breit aufgestellt. Wir beginnen mit der normalen schwimmerischen Grundlage, legen aber früh das Augenmerk auf die Spezifikation der Delphinbeine und der speziellen Körperlage im Wasser beim Flossenschwimmen. Viele unserer Wettkampfsportler sind mit Beginn in der Seepferdchen-Gruppe bereits über acht Jahre bei uns im Verein. Das spiegelt dann auch im späten Jugendalter die Faszination des Sports wieder. Als ehemalige Schwimmerin, habe ich selbst schon immer neben den »Flossis« trainiert und als es nach einer Verletzung mit dem Schwimmen nichts mehr wurde, bin ich nach einiger Zeit zum Flossenschwimmen gewechselt. Warum es mich überhaupt ins Wasser zog? Im Wasser hab ich mich schon immer wohl gefühlt und bin schon mit vier Jahren zum Schwimmen gekommen. Für Team- und Ballsportarten fehlte mir generell das Interesse. Wenn ich erzähle, dass ich Flossenschwimmerin bin, denken die meisten sofort an Arielle, die wie ein Fisch durchs Wasser gleitet. Jeder, der aber schon einmal eine Mono-Flosse an den Füßen hatte, merkt ganz schnell, dass es viel harter Arbeit bedarf, damit es so elegant aussieht. Der Lohn ist dann die Geschwindigkeit im Wasser.
Angesteckt im Gastschuljahr - Baseballer Tobias Bäthge
Vor fast 15 Jahren bin ich durch ein Gastschuljahr in den USA auf Baseball gestoßen und war gleich fasziniert. Baseball ist dort Nationalsport. Die Profis in der »Major League« spielen in der Saison von April bis Oktober 162 Spiele, sind also fast täglich auf dem Feld. Die Stadien sind fast immer rappelvoll und auch im Fernsehen werden viele Spiele live übertragen. So kommt man sehr leicht mit dem Sport in Kontakt. Einmal von der Faszination gepackt, spiele ich seit nun gut zwölf Jahren auch selbst, bei den »Magdeburg Poor Pigs«. Auch wenn der Verein schon seit mehr als 20 Jahren besteht, sind die Leute immer wieder überrascht, dass es Baseball überhaupt bei uns in der Region gibt. Dies zeigt, dass Baseball in Deutschland noch ein Nischendasein fristet. Trotzdem wird natürlich in organisierter Form gespielt. Ein Bundes- und mehrere zugehörige Landesverbände betreiben ein Ligensystem mit 1. und 2. Bundesliga, Regionalligen und je nach Mannschaftszahl auch Verbands-, Bezirks- und Landesligen.
Wie viele andere Sportarten, hat es Baseball schwer, gegen Fußball anzukommen. Vielleicht, weil die Regeln immer als kompliziert beschrieben werden. Dabei ist das Spielprinzip eigentlich ganz einfach. Eine große Besonderheit zu vielen anderen Ballsportarten ist, dass der Spielball nicht von einem Angreifer irgendwo hingebracht werden muss, um zu punkten (z.B. Tor oder Korb), sondern, dass allein die Verteidigung den Ball benutzen kann, um Punkte der Angreifer zu verhindern. Prinzipielles Ziel für den Angreifer ist, den vom Gegner geworfenen Ball mit dem Schläger ins Feld zu schlagen und dann zu versuchen, entlang der vier Seiten eines Quadrates von Ecke zu Ecke vorzurücken, bevor die gegnerischen Verteidiger den Ball wieder unter Kontrolle haben. Für jede Umrundung erhält die Mannschaft einen Punkt. Da beide Teams abwechselnd im Angriff und Verteidigung spielen, wird schnell klar, dass neben viel Taktik und Strategie auch eine vielseitige Athletik gefragt ist: Man muss gut werfen, fangen, schlagen und laufen können. Zudem gibt es keine festgelegte Spielzeit, sondern es werden immer eine gewisse Anzahl Durchgänge, sogenannte »Innings«, gespielt. Da es am Ende kein Unentschieden geben kann, werden einfach solange Spielabschnitte hinten drangehängt, bis es einen Sieger gibt. Dadurch kann ein Spiel leicht drei Stunden oder länger dauern.
Bei unseren Heimspielen auf dem Sportkomplex »Tonschacht« können wir uns über eine gute Resonanz freuen. Das erreicht natürlich nicht die Zahlen vom SCM oder FCM oder gar den Profi in den USA, aber es freut uns trotzdem sehr. Schon mehrfach haben Zuschauer so den Einstieg in unseren Sport gefunden und sind dann zum Training vorbeigekommen. Zudem betreuen wir einen Sportkurs des Hochschulsports, über den wir versuchen, Baseball und Softball bekannter zu machen. Neben Trainingsgruppen für die Herren und Damen gibt es natürlich auch für Kinder- und Jugendliche eine altersgerechte Trainingsgruppe. Gerade für diese eignet sich der Sport besonders, da er neben den schon genannten athletischen Fähigkeiten auch die Hand-Augen-Koordination und das Teamwork schult. Zudem lernt man sehr gut, mit Misserfolgen umzugehen, da das Schlagen eines runden Baseballs mit einem runden Schlägern zu den schwierigsten Disziplinen im Sport zählt.
Floorball-Kapitän Sascha Franz - Mit 14 Jahren begonnen
Gerade in Ost-Deutschland, wo der Sport Anfang der 90er Jahre nach Deutschland kam, ist Floorball einigen Leuten bereits ein Begriff. Die Schulen sind dabei ein großer Multiplikator. In Chemnitz haben wir seit 2010 einen eigenen Verein, welcher bereits 1998 als Abteilung der SG Adelsberg gegründet wurde und aktuell in der 1. Bundesliga spielt. Mein ersten Kontakt zum Floorball bzw. Unihockey, wie es damals noch hieß, hatte ich 1999 im Schulsport. Zu dieser Zeit gab es in Chemnitz nur eine Mannschaft, welche in der Landesklasse aktiv war. In den Jahren zuvor habe ich wie die meisten Kinder Fußball gespielt, aber auch Tischtennis und Springreiten haben meine sportliche Freizeit bestimmt. Die Begeisterung für Floorball wuchs in den kommenden Monaten immer weiter, so dass ich 2000 in eine Jugendtrainingsgruppe eingestiegen bin. Die Vielseitigkeit und das Tempo der Sportart haben mich fasziniert und ich habe schnell gemerkt, dass ich ein gewisses Talent für den Sport habe. Im Alter von 14 Jahren habe ich meine erste Saison im Verein gespielt und bin mit meiner Mannschaft in die 1. Bundesliga aufgestiegen. Mittlerweile bin ich Kapitän des Teams und Trainer der Jugend. Dadurch, dass ich vor meinem Studium mit einem Freund eine Firma für den Vertrieb von Floorballartikeln gegründet habe, kann ich als einer von ganz wenigen Menschen in Deutschland vom Floorball leben. Ansonsten gehen Floorballspieler einer »normalen« Berufstätigkeit nach, da Sponsoren nur den Spielbetrieb, nicht aber Spielergehälter finanzieren können.
Die Besonderheit und Faszination am Floorball ist das hohe Tempo gepaart mit der technischen Raffinesse. Das Spiel lebt von Dynamik, knackigen Zweikämpfen, präzisem Passspiel/ Kombinationsspiel, den Torabschlüssen und zum Teil spektakulären Paraden der der Torhüter. Gespielt wird mit einem Karbonschläger mit gebogener Schaufel. Damit sind mit dem 23g leichten Lochball Schüsse bis 200 km/h möglich. Die Spieler spielen ohne Schutzkleidung. Nur der Torhüter trägt eine komplette Schutzausrüstung und spielt auf den Knien ohne Schläger. Im Floorball darf wie beim Eishockey auch hinter den Toren gespielt werden. Durch die Bande bleibt der Ball im Feld und das Spieltempo bleibt sehr hoch. Ein Team besteht in der Regel aus 20 Spielern (18 Feldspieler, 2 Torhüter). Auf dem Parkett sind jedoch immer nur fünf Feldspieler (2 Verteidiger, 1 Center, 2 Flügel) und ein fester Torhüter. Aufgrund der hohen Belastung wechseln die Feldspieler in Reihen meist im 45 bis 60 Sekundentakt Bei uns erreichen wir mit 250 bis 500 Zuschauern einen sehr guten Schnitt. In Deutschland gibt es eine eingleisige 1. Bundesliga, eine 2. Bundesliga in zwei Staffeln, sechs Regionalligen und darunter dann noch mehrere Verbandsligen.
Bildnachweise (von oben nach unten): Privat, Annika Schulz, Jörg Hoffmann, Magdeburger Baseball- und Softballverein, Sascha Reich
26. Oktober 2023