So´n Hafer - Die Bockwurst- und Biertester im Stadion
Ihre Begeisterung für unterklassigen Fußball und gemeinsame Besuche auf lokalen Sportstätten teilen die Dresdner Richard Gläsel und Marcus Wiltzsch bereits seit 2010. Daraus entwickelte sich 2012 ein Blog namens „So’n Hafer“, in dem Spielberichte der besonderen Art gepostet werden. „Die Intention war auch andere Leute für die lokalen Sportplätze zu begeistern. Im September 2012 ging unser erster Eintrag online“, sagt Richard Gläsel. Groundhopping lokal sozusagen. Das klassische Groundhopping entstand in den 1970er Jahren in England und ist eine Sammelleidenschaft von Fußballfans, bei der es darum geht, Spiele in möglichst vielen verschiedenen Stadien zu besuchen. „Es wird aber nicht nur Fußball geschaut. Wir bewerten die Fußballplätze in drei von uns festgelegten Kategorien. Die Wertung findet in den Rubriken Tribüne, Klobürste und Bockwurst statt. Die maximale Punktzahl liegt hierbei bei fünf Punkten, null ist das schlecht möglichste Ergebnis“, erklärt Gläsel. Mittlerweile zählt auch Lukas Mäder zum dreiköpfigen Autorenkollektiv. Sobald sich die Zeit ergibt, pilgern die kritischen Autoren zu Fußballspielen, egal ob Nachwuchsduelle oder Altherren-Kicks angesagt sind. Sanitäranlagen, Tribünenqualität und Imbissangebot werden dabei von den So’n Hafer-Redakteuren genauestens geprüft. Wo gibt es die beste Bocki, wo schreckt das unterirdischste WC ab, wo sind die Eintrittspreise über dem Stadtliga-Niveau. Selbstredend haben sich mittlerweile bei ihnen Favoriten heraus kristallisiert. „Die idyllischste Atmosphäre bietet der Ausweichplatz in Lampertswalde, das schönste Stadionrund hat in unseren Augen Rotation Dresden und die schlechtesten sanitären Anlagen sind wohl bei TU Dresden und Süd-West zu finden“, gibt Richard Gläsel preis. „Generell wurden wir in Löbtau und bei Rotation immer hervorragend verpflegt. Auch Weixdorf und der DSC stehen dem in nichts nach, ist eben nur teurer dort.“
Zum Standardprogramm im typischen Vereinscatering zählen in erster Linie Bockwurst und Bier. „Alles darüber hinaus sind schon mindestens zwei Punkte auf unserer Bockwurstskala. Wobei ein Grill und Fischbrötchen eigentlich dazu gehören sollten“, sagt Gläsel. Aber wie kommt man auf so einen Namen? „So’n Hafer bedeutet soviel wie so ein Quark oder so ein Unsinn. Als wir bei unserem ersten Spiel waren, welches durch unterirdisches Niveau überzeugte, lautete unser Fazit: So’n hafer. Der Name für unseren Blog war gefunden“, erklärt Fußballfan Gläsel. „Seitdem gehen wir auch nicht mehr zum Fußball schauen, sondern zum ‚hafern’.“
In ihrem witzig geschriebenen Blog berichten die Macher in Text und Bild über ihren persönlichen Eindruck und den Spielverlauf. Auch Videoschnipsel gibt es hin und wieder. So wird die Aufnahme eines Bengalo-Spektakels beim Altherren-Stadtpokalfinale in Radeberg zum skurrilen Fundstück. „Einer der kuriosesten Besuche war sicherlich das Spiel in Lampertswalde.15 Minuten nach offiziellem Spielbeginn waren insgesamt nur zwölf Spieler aus zwei verschiedenen Mannschaften am Start, so dass der Schiri spontan um die Bildung dreier Altherren-Teams bat. Was mit späterem Eintreffen der Spieler dann doch nicht so umgesetzt wurde.“
Die Autoren müssen immer wieder über die „geballte Fachkompetenz“ auf den Rängen schmunzeln. Das ist fast auf jeden Platz das gleiche. Aber nicht nur der lokale Stadtfußball wird von den Jungs unter die Lupe genommen. „Der Tellerand ist der Suppe Grenze - unsere nicht. Darum hat sich das gesamte Autorenkollektiv es zur Aufgabe gemacht, auch Berichterstattungen außerhalb der Heimat zu betreiben“, so Gläsel. So berichteten die selbsternannten Fußballgutachter bereits sogar von Plätzen in Kanada, Österreich und Neuseeland.
Fotos: Privat
26. Oktober 2015