Test: SQlab 611 Active Rennsattel
Auch mit dem besten Bike kommt man irgendwann einmal an den Punkt, an dem eine Bestandsaufnahme nötig ist. Nicht alle Komponenten haben das ewige Leben. Hier und da reicht ein wenig Öl, an manchen Stellen leider nur der Austausch. Besonders Sattel und Griffe verlangen der Beachtung. Schließlich wird jede Erschütterung über diese zwei Stellen abgefedert. Im Idealfall. Ein schlechter oder abgenutzter Sattel ist für Rücken und Gesäß genauso unangenehm wie abgenutzte Griffe. Letztere verschaffen uns nicht nur Sicherheit durch einen festen Griff, sondern sollten auch das Handgelenk in einer gesunden Position halten. Sollte es soweit sein, dass Sattel und Griffe ihren Dienst nicht mehr ordnungsgemäß verrichten können, ist es Zeit für eine Neuanschaffung. Wer sein Bike genauso wie seinen „Hintern“ und die Hände liebt, der wird an dieser Stelle nicht sparen wollen und auf Qualität achten. Aus diesem Grund stellen wir Euch zwei Qualitätsprodukte der bayerischen Firma SQlab vor, die beide eine hervorragende Qualität versprechen. Sowohl Sattel als auch Griffe wurden an unserem PULSTREIBER „Verlagsbike“ ausgiebig getestet.
Der 611 Active sieht auf den ersten Blick sowohl minimalistisch als auch gefährlich aus. Mit dünner Sitzfläche und langer Nase wirkt er auch nicht sonderlich bequem aus. Dieser Eindruck täuscht aber. Je nach Sattelstütze ist der Sattel auch schnell montiert. Dabei sollte man jedoch darauf achten, dass die Sitzfläche in der Horizontalen ist (keine Neigung) und der Sattel in einer guten Position in Bezug auf das Tretlager steht. Notfalls hier lieber etwas probieren. Ohne Radlerhose ist das Sitzgefühl anfangs bretthart, allerdings ist dies eher ein subjektiver Eindruck, der sich auch schnell verliert. Nach ein paar kleinen Touren ist der Sattel eingefahren und man hat auch ein Gefühl für die Sitzposition gefunden. Dies bereitet Anfangs Probleme, da die Form ungewohnt ist. So rutscht man die ersten Kilometer vor und zurück, bis man seine ideale Sitzposition gefunden hat. Danach ist der Sitzkomfort sehr gut zu bewerten und im Bereich der Beckenknochen und des Schambeins wird der Druck perfekt verteilt. Hierfür zeichnet sich die Zusammenarbeit mit dem Münchener Urologen und Extrembiker Dr. med. Stefan Staudte verantwortlich. Wer schon einmal erlebt hat, wie bei längeren Ausfahrten die Genitalien einschlafen, wird diese Entwicklungsarbeit deutlich zu schätzen wissen. Ebenfalls ein Clou des 611 ist die knochenförmige, bewegliche Auflage unter dem Sattel. Diese ist austauschbar und wird in drei Größen geliefert. Durch sie folgt der Sattel seitlich der natürlichen Tretbewegung, macht diese runder und mobilisiert die Bandscheiben. Gerade bei längeren Touren spürt man die damit einhergehende Entlastung des unteren Rückens. Da ich als Tester selbst schon erlebt habe, wie ein falscher Sattel zur Qual werden kann, wenn man noch 30km vor sich hat, aber kaum mehr sitzen kann, wird vielleicht eher verstehen, warum man für einen Sattel rund 150,- € ausgeben kann. Der Gelegenheitsfahrer wird bei diesem Preis sicherlich aussteigen. Wer allerdings gerne und öfter auf dem Mountainbike unterwegs ist, aber auf seinem teuren Bike ein ungutes Sitzgefühl hat, sollte sich das Modell von SQlab einmal von einem Fachhändler vorführen lassen. Der Gang zum Spezialisten ist bei diesem Sattel sowieso unumgänglich, denn für die Auswahl der richtigen Sattelbreite muss vorher der Abstand eurer Beckenknochen vermessen werden.
Preis: 149,95 €
Der SQlab 611 Active ist ein Sattel für leistungsorientierte Fahrer und garantiert durch seine adaptive Konstruktion ein ermüdungsfreies und bequemes Sitzen auch auf längeren Touren.
Fotos: Mirko Nemitz
08. Juli 2014