Unterwegs

Reisebericht: Mit dem Katamaran in der Südsee

Südsee

Die Vorgeschichte: Ein Freund, Segler und selbst Skipper, erzählt mir beiläufig, dass er im kommenden Winter plant, in die Südsee zu reisen. Dort einige Inseln ansegeln, mit einem Katamaran. Ein Platz wäre auch noch frei. Südsee? Ja, das ist im Pazifik. Irgendwo zwischen dem Amerikanischen Kontinent und Asien. Genauer gesagt soll es nach Französisch Polynesien gehen – Raiatea, Bora Bora, Maupiti – schon mal gehört? „Ja“, sage ich. „Irgendwie schon.“ Und versuche gleichzeitig, die Inseln für mich geografisch zu platzieren. Ergebnislos. „Wie kommt man dort hin und wie wollt ihr das planen?“ Das sind meine nächsten Fragen. Eine kleine Segelschule aus dem Vogtland organisiert das“, lautet die Antwort. Ich bin skeptisch, aber meine Neugier ist geweckt...

Welcome to Raiatea

Ein knappes Jahr später steige ich nach 30 Stunden Reisezeit aus einem kleinen Flieger und bekomme direkt eine Blumenkette um den Hals gehängt. Verbunden mit einem Lächeln, dass meine Müdigkeit verschwinden lässt. „Welcome to Raiatea“. Ein Shuttle bringt mich zur Marina. Dort treffe ich meine Crew für die nächsten zwei Wochen. Beim Kennenlernen staune ich nicht Sportlicher Südseetraum schlecht. Dass Skipper Matthias Thüringer ist, war mir bekannt. Ralph kommt aus Dresden. Die anderen vier leben in Zwickau. Ähnlich ist die Besatzung der anderen Katamarane. Drei weitere an der Zahl. Die Skipper, allesamt Freunde von Matthias. Die Crews zusammengewürfelt aus Sachsen, Thüringern und Anhaltern. Flottenadmiral ist Olaf Schädlich, Vogtländer und Chef von Club Nautique. Er ist derjenige, der all das organisiert. Wir segeln auf Bora Bora zu. Unser Ziel für die nächsten drei Tage. Durch die Riffeinfahrt gleiten wir in die Lagune. „Anker klar! Anker ab! Anker Stopp!“ Die Ansagen vom Skipper befolgen wir wie beiläufig. Mit offenem Mund stehen wir auf dem Vordeck und schauen auf das Wasser. Noch nie hat einer von uns so eine Farbe gesehen. Türkisblau bis zum zehn Meter tiefen Grund. Ein Rochen schwimmt wie beiläufig unter einem Rumpf unseres Katamaran hindurch. Daran gewöhnt man sich, sagt Matthias und ist mit einem Sprung im 30 Grad warmen Pazifik. Erst einmal Schwimmen und Schnorcheln.

Ein unbekanntes Freiheitsgefühl

Die Tage vergehen. Wir segeln von Insel zu Insel. Bleiben meist zwei bis drei Tage vor Ort. Erkunden Land und Leute und die Unterwasserwelt. Dann geht es weiter zum nächsten Eiland. Für die Passagen zu den Inseln benötigen wir meist einen kompletten Tag. Es macht Spaß, wenn sich die 200 Quadratmeter Segelfläche im Wind aufstellen und unser Schiff durch die Pazifikwellen surft. Ein tolles Gefühl! Meine anfänglichen Bedenken, zwei Wochen mit sieben anderen Tag und Nacht auf einem Boot zu verbringen, kann ich gar nicht mehr nachvollziehen. Zwar ist der Katamaran unser Fortbewegungsmittel und Unterkunft in einem, dennoch fühle ich mich nicht eingeengt. Im Gegenteil: Das Freiheitsgefühl der letzten Tage habe ich noch niemals in dieser Art gespürt. Die Entspanntheit im Team, die Erkenntnis, jeden Tag etwas mehr Gefühl für das Schiff und die See zu bekommen und mit diesen Impulsen die Bereitschaft, sich auf Land, Leute und Situationen einzulassen. Ein toller Sport. Eine tolle Reise. Und gewiss nicht mein letzter Segeltörn.

Text und Foto: Jens Hoppe, Video: Mirko Nemitz, Sportmagazin PULSTREIBER

07. Oktober 2020

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