Reisebericht: Korea - Taekwon-Do im Ursprungsland
In meiner Funktion als Großmeister des Jae-Hwa Kwon Taekwon-Do Verbandes, begleitete ich mit einer Delegation deutscher Taekwon-Do Schulleiter unseren Systemgroßmeister Jae-Hwa Kwon in das Heimatland des Taekwon-Do. Dort bereisten wir vom 23. bis zum 28. September die größten Städte des Landes, Busan und Seoul. Der offizielle Grund dieser Koreareise war der Besuch der 24. Meisterschaft in Busan. Diese Meisterschaft mit mehr als 1.000 Teilnehmern ist landesweit das größte Taekwon-Do Turnier, das der koreanische Verband ausrichtet. Weiter im Programm stand der Besuch von mehreren Taekwon-Do Schulen und einer großen Dan-Prüfung (Dan=Meistergrad, Anm. d. Red.) mit 700 Prüflingen.
Töte gerecht
Taekwon-Do ist im Ursprungsland Korea Nationalsport. Allein in Busan gibt es über 100 Schulen. Allerdings wird dieser Volkssport, wie wir vor Ort feststellen konnten, heute nur noch vorwiegend von Kindern und Jugendlichen ausgeübt. Dies stimmte mich sehr nachdenklich und auch etwas traurig. In zahlreichen Vorführungen demonstrierte das deutsche Team sein Können im traditionellen Taekwon-Do, dem ursprünglichen Stil dieser Kampfkunst, der in Korea schon fast in Vergessenheit geraten ist. Aus diesem Anlass war am Turniertag speziell das koreanische Fernsehen angereist, um das deutsche Team zu filmen und ein Interview mit Großmeister Kwon zu führen. Noch vor laufender Kamera wurde mir für meine Verdienste im Aufbau des Taekwon-Do in Deutschland durch den 1. Vorstand des Verbandes, Großmeister Choi Jong Rak, eine Ehrentafel überreicht. Darauf war ich sehr stolz, denn die Koreaner sind mit Auszeichnungen gegenüber Europäern sehr sparsam. Später erklärte mir ein koreanischer Meister, dass die älteren Koreaner die Kampfkunst in zwei Gruppen unterteilen. Der weitverbreitete, moderne olympische Wettkampfsport wird als „Taekwon-Do des Spielens“ und der ursprüngliche, traditionelle Stil wird als „Taekwon-Do des Tötens“ bezeichnet. Mir waren die Bezeichnungen noch nicht bekannt, jedoch erinnerte ich mich an meinen ersten Taekwon-Do Ausweis, dessen letzte Regel besagte: „Töte gerecht“!
Blick in die Entstehungsgeschichte von Taekwon-Do
Weitere Höhepunkte meiner Reise waren die zahlreiche Empfänge und Banketts, zu denen wir geladen waren. Ehemalige Taekwon-Do Schüler von Großmeister Kwon, heute hochrangige Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, beehrten uns mit Ihrer Anwesenheit. Während einer dieser Festlichkeiten würdigte der Präsident der Busan Taekwon-Do Association meine langjährige Arbeit mit der Ehrenmitgliedschaft des koreanischen Verbandes. Trotz der vielen offiziellen Termine, hatten wir genug Zeit, um Sehenswürdigkeiten und historische Stätten zu besichtigen. Unter anderem besuchten wir die Tempelanlage von Tong Do Sa, einer der ältesten und wichtigsten buddhistischen Tempel in Korea und die Seokguram-Grotte. Die künstliche Grotte mit der großen Buddha-Statue und den steinernen Kämpfer (Kumgang-Statuen) ist koreanischer Nationalschatz, sie wurde im Jahre 774 fertiggestellt. Die Kumgang-Statuen werden von einigen Historikern mit der Entstehungsgeschichte von Taekwon-Do in Verbindung gebracht. In Seoul besuchten wir den Kaiserpalast, das National Museum und machten einen kurzen Stopp im Kukkiwon, dem weltweites Zentrum zur Ausbildung von Taekwon-Do-Lehrern. Viel zu früh mussten wir uns von einem bezauberten Land, mit sehr netten und freundlichen Menschen verabschieden.
Text und Fotos: Heiko Peter
28. Januar 2020