Unterwegs

Reisebericht: Iran

Der König des Orients und Kulturschätze des alten Persiens

Iran

Als Asien-Spezialist von AT REISEN ging es im Juni für mich mit sieben Gästen in den Iran zu einer Kultur- und Wanderreise der Extraklasse. Als absolutes Highlight der Reise sollte diesmal der höchste Gipfel Persiens gemeinsam erklommen werden: der 5.671 Meter hohe Vulkan Damavand! Da sich meine bisherigen Asien-Touren auf Ost- bzw. Südostasien beschränkten, war ich vor der Abreise umso gespannter und erwartungsvoller. Dass der Iran in den vergangenen Jahren aufgrund seiner politischen Führung und der Spannungen zu den USA und vor allem Israel eine schlechte Presse hatte, war mir nicht verborgen geblieben. Dennoch zog ich es vor, mir selbst ein Bild zu machen, anstatt vorgefertigte Meinungen Dritter zu übernehmen.

Aus der Heimat starteten alle Teilnehmer in Richtung Istanbul, wo wir uns am Flughafen trafen und die Wartezeit damit überbrückten, uns besser miteinander vertraut zu machen. Nach einem entspannten Flug und der Ankunft am frühen Morgen des nächsten Tages in Teheran, wurden wir nach zügiger Einreisekontrolle am Imam-Khomeini Flughafen von unseren iranischen Partnern abgeholt und zum Hotel gebracht. Der internationale Flughafen Teherans „Imam Khomeini“ liegt weit außerhalb der 15 Millionen Hauptstadt, sodass wir nach ca. zweistündiger Fahrt in der Morgendämmerung in Teheran einfuhren und bei verhältnismäßig wenig Verkehr den ersten Blick auf die Stadt werfen konnten. Am späten Vormittag starteten wir erholt und erfrischt zu einer Stadtbesichtigung. Auf dem Programm standen der beeindruckende Schah-Palast, die berühmte Ostad-Motahari-Moschee, das Nationalmuseum mit seinen überwältigenden Original-Exponaten aus der persischen Geschichte sowie das Wahrzeichen Teherans: der Azadi-Turm. Ein Abstecher auf den quirligen Hauptbasar mit ausgiebigen Verköstigungen persischer Spezialitäten schloss diese erste Stadtbesichtigung ab.

Am Morgen des nächsten Tages wurden wir am Hotel von unserem iranischen Trekking-Guide Mehdi abgeholt, der uns in den kommenden Tagen auf diverse Gipfel lotsen sollte. Zur ersten Akklimatisierung nahmen wir zunächst den „Hausberg“ Teherans, den Mount Tochal (3.961 m) in Angriff. Teheran ist umgeben von einem hohen Gebirgszug - dem Alborz-Gebirge - wovon der Tochal die höchste Erhebung und bereits vom Stadtzentrum aus sichtbar ist. Nach einer ca. sechsstündigen Wanderung erreichten wir die erste Unterkunft, das „Shirpala-Shelter“, wo wir gemeinsam aßen und vom ersten Wandertag erschöpft in unsere gemütlichen Betten sanken. Im Morgengrauen des folgenden Tages machten wir uns bereit für den Gipfel, den wir noch am Vormittag erreichten und ein Foto unseres ersten gemeinsamen Gipfelerfolgs schossen. Der Abstieg führte uns bei bestem Wetter durch eine herrliche und unberührte Landschaft durch ein Tal hinab zu den bereits auf uns wartenden Bussen. Erschöpft, aber glücklich über diese erste anstrengende, aber wunderschöne Wanderung bissen wir in die, von unserem Guide organisierten, frischen Melonen und stiegen in die Busse, um zum Gästehaus in Rudbarak zu fahren, wo wir die Nacht verbringen sollten.

Am nächsten Tag machten wir uns per Kleinbus auf zum 4.850 m hohen Alam-Kuh, dem zweithöchsten Berg des Iran. Nach der Überfahrt durch eine tolle und abwechslungsreiche Landschaft erreichten wir unser Ziel am Fuße des Berges, warteten auf Muli-Lastentiere, die unser Gepäck tragen sollten und machten uns auf, unser „Basislager“ am Fuße des Alam-Kuhs in malerischer Umgebung aufzuschlagen. Unser Guide und seine Frau überraschten uns an jedem der folgenden Tage, die wir im Zeltlager verbringen sollten, mit selbst zubereiteten kulinarischen Köstlichkeiten der persischen Küche.

Gestärkt vom guten Essen und ausreichend an die Höhe akklimatisiert, machten wir uns am nächsten Tag schließlich auf, den zweithöchsten Gipfel Irans zu stürmen. Über traumhafte, duftende Wiesen und teils steile Hängen gelangten wir nach sieben Stunden auf den Gipfel und genossen die traumhafte Aussicht. Der Alam-Kuh steht in ca. 80 Kilometer Luftlinie entfernt zum Damavand – vom Gipfel des Alam-Kuhs aus kann man bei klarer Sicht den „König des Orients“ deutlich erkennen. Nach den obligatorischen Gipfelfotos unserer zweiten Eroberung machten wir uns an den Abstieg und erreichten am Abend wieder völlig erschöpft, aber beseelt von den traumhaften Eindrücken unser Lager, wo bereits eine köstliche Mahlzeit zur Stärkung auf uns wartete. Nun hatten wir zwei Tage Pause bis zum nächsten Gipfelsturm. Nun war es erst einmal an der Zeit, eine Bade- und Erholungspause am Kaspischen Meer einzulegen, bevor wir den König des Orients in Angriff nahmen. Nach der Überfahrt übernachteten wir in einem gepflegten Gästehaus bei einer freundlichen iranischen Familie am Fuße des Damavands und brachen am nächsten Tag auf, um das erste Etappenziel, die Bargah-Sevon-Schutzhütte auf der Flanke des Damavands in 4.200 m Höhe zu erreichen. So langsam machte sich bei allen die Vorfreude und zugleich Anspannung breit. Mitten in der Nacht machten wir uns startklar. Mit Stirnlampen für die ersten Stunden des Marsches, genügend Proviant und wahnsinniger Lust auf diesen Berg legten wir los. Die Aussicht während des Aufstiegs war grandios und wir stoppten von Zeit zu Zeit, um sie genießen und einen Happen zur Stärkung zu nehmen. Gegen 11 Uhr vormittags erreichten wir schließlich den Gipfel. Er kündigte sich bereits ein ganzes Stück unterhalb des Gipfels durch den charakteristischen Schwefel-„Duft“ an. Für ca. eine halbe Stunde genossen wir das Gefühl, den König des Orients bezwungen zu haben, rasteten auf dem Gipfel und schossen so manches Erinnerungsfoto und gratulierten uns gegenseitig zum erreichten Erfolg.

Mit dem Damavand endete unsere iranische „Berg-Trilogie“ und wir freuten uns auf die bevorstehende Woche die ganz im Zeichen des persischen Kulturerbes sowie der Kunst und Kultur stehen sollte. Zurück in Teheran verabschiedeten wir uns von unserem engagierten Guide und flogen am nächsten Tag gemeinsam von Teheran nach Shiraz, der Kulturmetropole und Heimat der persischen Dichterikone Hafis. Wir wurden empfangen von unserem neuen Guide, der uns die persische Kulturgeschichte auf den Rundgängen und Besichtigungen während der nächsten Tage im Detail erklärte und näher bringen sollte.

Die Stadt Shiraz liegt in einer grünen Oase und ist von Parks und Grünanlagen umgeben. Im iranischen Volksmund wird sie auch die „Stadt der Liebe, der Rosen und der Nachtigallen" genannt. Wir besichtigten die wunderschönen Gärten von Eram und Naranjestan, den Hauptbasar von Shiraz, diverse architektonisch sehr reizvolle Moschee-Bauten sowie die berühmte Zitadelle mit ihren mächtigen Wehrmauern und -türmen. Natürlich durften auch die Mausoleen der weltberühmten persischen Dichter, Hafez und Saadi nicht im Programm fehlen. Nach Shiraz ging es zur UNESCO-Weltkulturerbestätte nach Persepolis, der Residenz- und Hauptstadt des antiken Perserreichs - ein atemberaubender Ort an dem man die Geschichte förmlich atmet. Es war faszinierend, die Historie und Geschichte dieses bedeutenden Ortes von unserem versierten Guide aus „erster“ Hand erläutert zu bekommen, denn viele Details, z.B. der Inschriften und Verzierungen, bleiben dem normalen Touristen verborgen, während man auf einer professionellen Führung diese genau erklärt bekommt und regelrecht „eintaucht“ in eine Kultur, die zu ihrer Blütezeit die damals bekannte Welt beherrschte und deren politisches und kulturelles Zentrum Persepolis war.

Als nächstes stand das wundervolle Isfahan - die Perle Persiens und der „Garten Eden“ - auf unserem Programm. Wir erreichten die Stadt nach der Überfahrt mit unserem Kleinbus und checkten in einem schönen Hotel im Stadtzentrum ein. Isfahan verfügt über eine große Anzahl von Sehenswürdigkeiten und man braucht mindestens vier Tage, um sich alles anzusehen. Wir haben dennoch versucht, die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in zwei Tagen zu besichtigen. Isfahan ist keine riesige Stadt, die interessantesten Orte liegen alle in unmittelbarer Nähe zueinander und man gelangt bequem zu Fuß von einer zur nächsten. Absolute Highlights sind der Platz „Meydan-e Imam“, der Aliqapu-Palast, die Imam-Moschee und natürlich der lebhafte Bazar. Nach zwei Tagen und intensivem „Kultursightseeing“ fuhren wir weiter nach Qom, der Heimat und Wirkungsstätte des im Iran sehr verehrten Gründungsvaters der Islamischen Republik Ayatollah Khomeini und wir hatten die Möglichkeit, den Schrein Fatimah Masoumehs (Schwester des achten schiitischen Imams) zu besichtigen. Anschließend ging es wieder zurück in die Hauptstadt nach Teheran und allen wurde bewusst, dass sich unsere schöne Reise nun langsam dem Ende neigte. Wir checkten ein letztes Mal in dem uns schon bekannten Hotel ein und verabschiedeten unseren Guide und dessen Helfern bei einem gemeinsamen Abschiedsessen mit typisch persischer Grillspezialitäten.

Als Reiseziel ist der Iran noch lange nicht so stark im Fokus, wie es das Land eigentlich verdient hätte. Wie kaum ein anderes, kann es mit touristischen Highlights der Extraklasse aufwarten. Ob Trekking in einer atemberaubenden Hochgebirgslandschaft, Entspannung und Baden am Kaspischen Meer oder Kultur pur – der Iran kann Interessierten all dies bieten. Noch ist das Land ein Geheimtipp und wer unverfälschten Natur- und Kulturgenuss sucht, der liegt mit einer Reise in den Iran absolut richtig und man wird überrascht und erstaunt sein, wie gastfreundlich und aufgeschlossen sich der Iran Land und seine warmherzigen Menschen präsentieren.

Reisebericht & Fotos: Paul Roloff

02. Januar 2017

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