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Interview: Sven Thiele

Sven Thiele ist der erfolgreichste Deutsche Ringer im nationalen Bereich und auch international einer der beste Schwergewichtler seit Jahrzehnten. Nach einjähriger Wettkampfpause möchte der 41-Jährige in der kommenden Saison erneut in der Bundesliga mitmischen. Im Ringerzentrum Leipzig verantwortet Sven Thiele seit vier Jahren den Aufbau von Leistungsstrukturen im Nachwuchsbereich, um vor allem im Freistil die besten Talente aus Sachsen und Mitteldeutschland nach Leipzig zu holen. Das Ringerzentrum Leplaystraße wird derzeit für knapp sechs Millionen Euro in Deutschlands modernstes Ringerzentrum umgerüstet, damit Leipzig auch weiterhin die Strukturen und das Umfeld hat, um auch neben dem Leistungssport eine Perspektive für die Sportler zu bieten. Einer dieser Talente könnte vielleicht einmal Sven Thiele´s Sohn Erik sein, der im April mit dem Deutschen Meistertitel der B-Jugend zeigte, dass er in Vaters Fußstapfen treten möchte.

Unter unseren Lesern sind sicherlich einige, die sich im Ringen nicht so gut auskennen. Wie würdest du Ihnen deine Sportart beschreiben?
Der Ringer benötigt ein Optimum an Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Technik und Clevernis. Im entscheidenden Moment mit aller Konsequenz seine eigenen Stärken durchsetzen und das Gleichgewicht des Gegners brechen.

Du ringst hauptsächlich Freistil. Warum hast du dich dafür entschieden?
Diese Stilart ist variabler und attraktiver.

Du bist der erfolgreichste aktive Ringer in Deutschland. 17 nationale Titel sind ein Rekord, der wahrscheinlich einmalig bleiben wird. Was hat dich so erfolgreich gemacht?
Beharrlichkeit und der Wille immer wieder ein Stück besser zu werden.

Was reizt dich mit mittlerweile 41 Jahren daran, sich noch einmal in der härtesten Ringerliga der Welt mit den besten Athleten zu messen?
Meine Fitness und die Gesundheit sind derzeit sehr gut und ich habe wieder Lust zum kämpfen.

Unabhängig deiner enormen Erfahrung und Ringertechnik wird es mit zunehmendem Alter immer schwerer, jüngeren Konkurrenten physisch das Wasser zu reichen. In der Vergangenheit hattest du damit nie Probleme. Wie trainierst du, damit du dieses Niveau halten kannst?
Meine Kampftechniken passen, das Krafttraining habe ich kontinuierlich weitergeführt und nun muss ich wieder mein Ausdauerniveau erhöhen.

Hast du schon immer so trainiert oder hast du dein Training über die Jahre angepasst? Ringst du im Wettkampf mittlerweile anders als früher?
Mein Training ist auf meinen individuellen Kampfstil abgestimmt, aber natürlich setzte ich auch immer mal wieder neue Trainingsreize.

Wo sind deine Stärken als Ringer?
Die Kampferfahrung, meine physischen Stärken, eine solide technische Ausbildung mit einem hohen taktischen Kampfvermögen. Für meine Gewichtsklasse und mein Alter habe ich auch gute Schnelligkeitsfähigkeiten.

Dein Verein, der KFC Leipzig ist leider in die 2. Bundesliga abgestiegen. Du bist zum ehemaligen Ligakonkurrenten, dem oberfränkischen ASV Hof gewechselt. War es eine finanzielle Entscheidung?
Diese Entscheidung ist entstanden, weil der ASV Hof auf mich zu gekommen ist und alles was wir besprochen haben in Ordnung war.

Warum hast du dich für den ASV Hof entschieden? In Sachsen ringt auch das erzgebirgische Thalheim in der 1. Liga und wäre über eine Verstärkung im Schwergewicht sehr dankbar.
Weil der ASV Hof nachgefragt hat.

Du hast die letzten 2 Jahre bei den Deutschen Meisterschaften gefehlt. Warum?
Eigentlich hatte ich meine Ringerkarriere beendet.

In dieser Zeit ist auch das Niveau im Freistil-Schwergewicht deutlich abgesunken und Leistungsträger fehlen. Bei der EM wurde im Schwergewicht überhaupt kein deutscher Starter ins Rennen geschickt. Woran liegt es, dass uns im Schwergewicht gute Ringer fehlen?
Ein Schwergewichtler braucht mehr Zeit, bis er in der Spitze angekommen ist, weil die Erfahrung in den oberen Gewichtsklassen eine höhere Bedeutung hat.

Insgesamt ist Ringen immer noch eine Randsportart. Teilweise schwer nachzuvollziehende Regeländerungen haben es in den letzten Jahren weiter erschwert, den Sport medienwirksam zu präsentieren. Was würdest du dir für deinen Sport wünschen?
Mehr Beständigkeit im Regelwerk und natürlich erfolgreiche deutsche Sportler, dann wird auch wieder das Medieninteresse steigen.

Fotos: Holger Hähnel, Stefan Mothes

21. Juni 2010

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