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Interview: Da Rookies

Nils Klebe

Die Magdeburger Breakdance-Crew „Da Rookies“ zählen zu den erfolgreichsten Breakdance-Formationen Deutschlands und holten auf der Wettkampfbühne nicht nur den Europameistertitel, sondern auch die Weltmeisterschaft nach Sachsen-Anhalt. Seitdem haben sie es sich zur Aufgabe gemacht, gelebte Breakdance-Tradition an kommende Generationen weiterzugeben. Anfang 2005 eröffneten sie mit der „Movement Dance Academy“ ihre erste eigene Tanzschule.

PULSTREIBER sprach stellvertretend mit Gründungsmitglied und Manager Nils Klebe (Foto), der seit Beginn für die Vermarktung und künstlerische Konzepte der Crew verantwortlich ist, über die die Entwicklung der Formation, die Ziele, die Entwicklung der Marke „Da Rookies“ und die Entwicklung des modernen Breakdance als Sport und Kunstform.

Kannst du uns etwas über die Gründung der „Da Rookies“ erzählen?

Unsere Formation entstand 1999 aus zwei Gruppen. Das war „The Real Fresh Crew“ aus Salzwedel, in der ich damals selbst tanzte und „Per Anhalt“ aus Magdeburg. Ich wollte schon immer mit dem Tanzen etwas erreichen und so entschloss ich mich, nach der Ausbildung nach Magdeburg zu gehen. Als wir dann gemeinsam trainierten, kam der Entschluss zur Neugründung.

Wie kam es zu dem Namen, der ja in Englisch „Die Anfänger bedeutet? Ein gewolltes Understatement?

Der Name war eine spontane Idee. Keine Gruppe wollte den Ihren hergeben und beim Splash Festival 1999 mussten wir uns dann endscheiden. Wir dachten „Hey wir sind neu dabei, nennen wir uns Rookies“. Daraus wurde dann Da Rookies. Heute ist der Name schon witzig.

Aus wie vielen Tänzern besteht die Formation?

Die aktuelle Formation besteht aus sieben Tänzern. Ich bin als Gründer als einziges Mitglied noch im Boot. Heute besteht die Crew aus Fama und White aus Brasilien, Monif, Shorty, Konny,Speedy und meine Person.

Kann man bei einer Tanzcrew von einer „Mannschaft“ reden oder mehr von verschiedenen Individuen, die nur gemeinsam auftreten?

DaRookies

Es ist schon ein bisschen wie bei einem Fußballteam. Mitglieder scheiden aus, Neue kommen dazu. Wir haben 2013 z.B. unsere zwei Tänzer Fama und White aus Brasilien nach Deutschland geholt, um das Team zu verstärken. Derzeit stehen wir wieder mit einem neuen Tänzer aus Ägypten in Verhandlung. Durch unsere eigene Tanzschule in Magdeburg haben wir dort unser Office und natürlich die Trainingsmöglichkeiten. Hier kommen wir alle zusammen. Meine Frau und ich leiten die Firma „Da Rookies Entertainment“ und managen über diese auch die Tänzer. Somit wären wir zwei die Mannschaftskapitäne. Dennoch würde ich sagen, dass wir Alle zuallererst gute Freunde sind und gemeinsam die Zeit genießen.

Wer schreibt die Choreographie für neue Shows?

Es gibt schon kreative Köpfe wie White oder Mo im Team. Sie geben den Weg für neue Choreografien. Das letzte Wort habe allerdings ich. Neue Ideen endstehen meistens auf Tour.

Wie rekrutiert Ihr Eure Tänzer?

Das machen wir zusammen. Wir schauen unter anderem bei uns in der Tanzschule und prüfen, wer das Potenzial hat, später mal ein „Rookie“ zu werden. Ansonsten finden wir Tänzer über Events und Internetseiten bzw. Videoportale. Interessante Typen schreibe ich an und es kommt zu einem Treffen.

Kann man vom Breakdance leben?

Für uns sind Da Rookies seit 2002 ein hauptberuflicher Broterwerb. 2005 kam die Tanzschule dazu und später wurde daraus eine GmbH gemacht. Wenn man immer an sich und seiner Weiterentwicklung arbeitet, gute Auftritte liefert und nebenbei Kurse gibt, können Alle gut bis sehr gut davon leben.

Wofür steht Ihr?

Da Rookies stehen seit mehr als 18 Jahren für pures Entertainment. Wir sind von einer Breakdance-Gruppe zu einem Show-Act geworden. Wir zielen mit unserer Shows auf ein Massenpublikum ab. Man kann uns eigentlich nicht mehr mit einer normalen Breakdance-Crew vergleichen. Wir produzieren für namenhafte Firmen auf der ganzen Welt Shows und Präsentationen. Hier konnten wir uns auch international einen Namen machen.

Wie habt Ihr es geschafft, Euch an die Weltspitze zu tanzen?

Wir sind als Gruppe mehrfache Breakdance Welt & Europameister, Deutsche Meister und Weltrekordhalter in verschiedenen Verbänden geworden. Das waren unsere sportlichen Erfolge. Auftritte zur Fußball-WM vor 1,2 Millionen Zuschauern, im Vorprogramm von Britney Spears, vor dem Bundespräsidenten oder auch die Zusammenarbeit mit David Garrett zählen zu den Highlights im Showbereich. Wir haben so viel gemacht, dass man das gar nicht alles aufzählen kann. Der größte Erfolg ist aber, dass es uns schon so lange gibt und hoffentlich lange geben wird. Das ist die Erfolgsgeschichte an sich.

Magdeburger als Breakdance-Weltmeister? Ist das nicht so, wie wenn ein Portugiese die Judo-WM gewinnt?

DaRookies

Naja, so schlimm ist es nicht. Deutschland ist sehr stark im Breakdance, dass darf man nicht vergessen. Und nun ist auch Magdeburg im internationalen Fokus, so sieht es aus.

„Da Rookies“ hat sich mittlerweile zu einer Marke entwickelt. War dies von Anfang an geplant?

Es war schon immer Wunsch und Traum, daas es sich dorthin entwickelt. Es hat enorm viel Arbeit und Durchsetzungsvermögen gekostet. Viele haben uns am Anfang ausgelacht und belächelt, aber ich hatte schon immer einen Step-by-Step-Plan, den ich nach und nach mit dem Team umsetze. Das wir heute mit Weltfirmen wie Puma, Teufel, Gerriets oder Rockstar Energy kooperieren, hätte keiner von uns gedacht. Heute sind wir nicht nur Dance-Act, sondern auch Markenbotschafter. Das zeigt uns, dass wir irgendwas mit unserer Arbeit richtig machen und Menschen an das, was wir tun, glauben. Darauf sind wir sehr stolz.

Wie ist es Euch gelungen, Partner und Sponsoren zu gewinnen?

Man muss sich verkaufen können, von seiner Marke überzeugt sein und diese überzeugend darbieten. An Rockstar waren wir vier Jahre dran, bis es jetzt geklappt hat. Mit Puma arbeiten wir jetzt auch schon vier Jahre zusammen. Solche Partner sind für uns nicht nur marketingtechnisch Gold wert, sie und wir repräsentieren und unterstützen uns gegenseitig. Dafür können wir ihnen nicht genug danken.

Ist das, was Ihr macht eigentlich noch Breakdance?

Wir selber vermischen die verschiedensten Einflüsse. Wie schon gesagt, kann man Da Rookies nicht mehr als reine Breakdance-Crew bezeichnen. Grenzen im Breakdance gibt es nicht, dass ist das Schöne. Alles kann, alles darf. No Limits ist das Motto. Wenn du denkst das geht nicht, kommt einer daher und macht es.

Wenn wir gerade davon reden, wie siehst du die Entwicklung des Breakdance in den letzten Jahreszehnten?

Breakdance ist kommerzieller geworden, was für Gruppe wie uns vom Vorteil ist. Viel spielt sich auch in den sozialen Medien wie Youtube ab. Das gab es früher nicht. Es ist globaler und größer geworden.

Ist die Kommerzialisierung aus deiner Sicht ein Problem?

Schönes Thema. Hier muss man wirklich eine Trennung ziehen. Es gibt Tänzer, die es aus Leidenschaft machen, um das Ganze zu spüren, sich jedes Wochenende bei Battles zu messen und diese Underground-Szene leben und lieben. Dann gibt es Tänzer wie uns, die aus dieser Leidenschaft zum Tanz eine Berufung machen wollen. Hier trennen sich dann die Wege. Man sollte nichts verurteilen, denn jeder hat seinen Platz verdient. Breakdance ist knallharter Leistungssport, ich finde es ok, wenn Tänzer daraus Ihren Beruf machen, um andere zu begeistern. Gruppen wie wir oder die „Flying Steps“ bringen Breakdance in die Medien. Darauf werden Kinder aufmerksam und finden den Weg zum Breakdance. Dennoch sind es zwei Welten, die immer wieder an einander geraten.

Für dich es also kein Gewissenskonflikt?

Ich liebe das, was ich tue und kann dadurch die ganze Welt bereisen und durch unsere Tanzschule neue Generationen an das Tanzen ranführen. Klar, gibt es Kritiker, die meinen, das das, was wir machen nicht mehr „real“ ist, aber gibt es real überhaupt noch? Und was ist real? Große Breakdance-Events müssen finanziert werden. Die Tänzer müssen eingeflogen werden, brauchen Hotels, Verpflegung und Spesen. Das geht nur über Sponsoren und Eintrittsgelder, was ich vollkommen ok finde. Acht Stunden in einem normalen Job zu arbeiten und dann zu trainieren, ist hart und muss respektiert werden. Genauso wie acht Stunden zu trainieren, den eigenen Körper kaputt zu machen und abends auf der Bühne zu stehen, um sein Geld zu verdienen. Zwei Welten, eine Leidenschaft, die manchmal auf beiden Seiten aber nicht verstanden werden kann. Schade.

Fotos: Da Rookies Entertainment, Kai Spaete

14. August 2017

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