Ford Mustang GT
Bereits 1964 rollte der erste Ford Mustang vom Band und avancierte schnell zum meistverkauften Sportwagen in Amerika. Auch auf der Leinwand hatte er spektakuläre Auftritte. Nicht nur Steve McQueen und James Bond setzen bei ihren rasanten Verfolgungsjagden auf das das „Pony-Car“, welches bereits damals viel Leistung für einen relativ schmalen Taler bot. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Auf dem deutschen Markt sollte es schwer sein, mehr als 400 PS für unter 50.000 Euro zu bekommen. In der aktuellen Baureihe, die seit 2014 gefertigt wird, wird er als Coupé und Cabrio in zwei Motorvarianten angeboten. Die „kleine“ Variante ist ein 2,3-Liter-EcoBoost-Reihenvierzylinder mit 317 PS, die leistungsstärkere Motorisierung ist ein bulliger Fünfliter-V8 mit üppigen 421 PS. Genau dieses Modell durfte ich ausgiebig testen.
Muskelprotz, oder...?
Optisch ist Fords Dauerbrenner gut gelungen. Im Fronbereich ist der Mustang markant aggressiv und gibt dem Wagen einen unverwechselbaren Auftritt. Im Heckbereich kommt er etwas zu brav daher und könnte ruhig etwas ausladender sein. Für ein echtes „Muscle-Car“ fehlen ihm hier ein paar Muskeln. Trotzdem ist er in seiner Gesamtkomposition stilvoll und ein echter Hingucker. Der Innenraum ist unspektakulär. Die Anordnung der Instrumente ist logisch, alles ist leicht zugänglich und über das große Touchscreen lassen sich alle Funktionen intuitiv bedienen. Auch große Fahrer sitzen in den straffen Recaro-Sitzen (gegen Aufpreis) bequem und für einen Sportwagen ist der Mustang ausreichend übersichtlich. Ansonsten unterstützt die Rückfahrkamera bzw. der Abstandssensor, was das Auge nicht sieht. Die zwei hinteren Sitze heben den Nutzwert des Fahrzeugs erheblich, aber obwohl sie größere als die meisten Notsitze sind, darf man hier keinen großen Komfort erwarten. Der Kofferraum ist für einen Sportwagen recht großzügig und steigert ebenfalls die Alltagstauglichkeit.
Gutmütig, aber zu brav
Der große Achtzylinder überzeugt durch eine sehr hohe Laufruhe und lässt sich nach minimaler Eingewöhnungszeit auch im Stadtverkehr angenehm fahren. Das hohe Drehmoment erlaubt ein schaltfaules Fahren, trotzdem ist der V8 im unteren Drehzahlbereich für einen Motor dieser Klasse etwas träge. Erst ab 4.000 Umdrehungen packt die Fünflitermaschine richtig an. Klang und Beschleunigung sorgen für eine Menge Fahrvergnügen. Dabei ist der Mustang nie zu hektisch und bringt seine Fahrleistungen ohne zu Zicken auf den Asphalt. Die Bremsen sorgen für hervorragende Verzögerungswerte, an ihren Biss muss man sich aber erstmal gewöhnen. Für einen Hecktriebler ist der amerikanische Sportwagen überraschend gutmütig und erfordert nur bei Nässe besondere Sorgfalt. Ansonsten macht es jede Menge Spaß, aus der Kurve heraus zu beschleunigen und die kultivierte Kraft des Motors zu genießen. Je nach Umgang mit dem Gasfuß wechselt der Wagen blitzschnell seine Rolle zwischen Sportwagen und gepflegter Limousine. Puristen werden dies vielleicht als zu „weichgespült“ wahrnehmen, aber ich empfand diese Ausgewogenheit als sehr angenehm. Eine härtere Federung bzw. eine direkteres Lenken sind über einen Sportmodus möglich, was man jeweils über Kippschalter in der Mittelkonsole anpassen kann. Wem das noch nicht genug ist, der kann zudem noch Traktionskontrolle ausschalten. Dies würde ich aber nur geübten Fahrern empfehlen, die beim Reifenhändler ihres Vertrauens ordentlich Prozente bekommen…
Viel PS für wenig Euronen
Der Kauf eines Sportwagens ist sicherlich keine Vernunftentscheidung. Trotzdem kann der Ford Mustang mit einigen rationalen Argumenten für den Kauf aufwarten. So ist der Grundpreis des Wagens konkurrenzlos günstig und bietet ein sensationelles PS-für-Euro Verhältnis. Die Grundausstattung ist ebenfalls sehr umfassend, so dass man nicht (wie bei deutschen Herstellern) über die Aufpreisliste geschröpft wird. Auch die Alltagstauglichkeit dürfte dem Ford Mustang eine breitere Zielgruppe eröffnen. In punkto Wirtschaftlichkeit sieht es erwartungsgemäß weniger vernünftig aus. Dies betrifft Wertverlust, laufende Festkosten und Verbrauch. Der Testverbrauch lag bei mir bei rund 14 Litern. Bei vernünftigerer Fahrweise sind sicherlich zwei bis drei Liter weniger möglich. Wem das nicht mehr zeitgemäß ist, der kann immer noch auf den kleineren Sechszylinder ausweichen, der deutlich sparsamer ist. Hier hätte bei mir die Vernunft aber ein Ende. Wenn schon Mustang, dann Achtzylinder.
Technische Daten Ford Mustang GT
Motor: V8
Leistung: 421 PS
Hubraum: 4.951 ccm
Maximales Drehmoment: 530 Nm
Beschleunigung: 0 auf 100 km/h in 4,8 Sek.
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
Antrieb: Heckantrieb
Leergewicht: 1.726 kg
Grundpreis: 44.000 Euro
Fotos: Stefan Mothes
10. Juli 2017