Am Anfang war das Feuer - Grillen im Wandel der Zeit
Auch wenn Grillen ein bisschen Männerromantik ist, lohnt es sich durchaus, dem Ganzen etwas mehr Schliff zu geben. Dazu braucht es erst einmal einen richtigen Grill. Zur Auswahl stehen Elektro-, Gas- und Holzkohlegrill. Am meisten Spaß macht sicherlich der Holzkohlegrill, während ein guter Gasgrill flexibler ist. Geschmacklich gibt es wenig Unterschiede, aber ein Gasgrill ist sauberer, steht ohne große Vorlaufzeit zur Verfügung, liefert konstante Hitze und eröffnet durch mehrere Brennbereiche alle Zubereitungsmöglichkeiten einer vollwertigen Küche. Dafür ist ein Gasgrill teurer und ist aufgrund seiner Größe auch nicht so mobil, wie ein Holzkohlegrill. Trotzdem tendieren immer mehr Käufer zu einem Gasgrill, wenn auch nicht in dem Maße, wie in den USA oder auch in Dänemark oder den Niederlanden.
Entscheidet man sich für einen Holzkohlegrill, ist der preiswerteste Einstieg ein Säulengrill. Aus Edelstahl gibt es diesen schon für rund 100 Euro. Die beste Wahl ist jedoch ein guter Kugelgrill*. Der kostet zwar mehr als das Doppelte, aber ähnlich wie beim Gasgrill bekommt ihr mehr und vor allem konstantere Hitze. Zum Anheizen selbst kann man gute Holzkohle oder Briketts verwenden, die in der Regel eine längere Brenndauer haben. Ein nützliches Tool ist ein sogenannter Anzündkamin*. Mit diesem müsst ihr Kohle oder Briketts nicht im Grill erhitzen. Der kleine Stahlzylinder mit Zwischenboden wird von unter her mit Papier zum Brennen gebracht und in der oberen Kammer kann die Kohle schön durchglühen. Erst dann wird sie in den Grill gegeben.
Vom Grillgemüse zum perfekten Steak
Damit beim Grillen selbst keine Langeweile aufkommt, empfiehlt es sich, auch mal das Grillgut zu variieren. Nicht jeder mag auf Dauer trockene Sohlenleder-Steaks, aufgeplatzte Bratwürste und verkohlten Schweinebauch. Dabei gibt es doch so viel, was man grillen kann, wie z.B. leckere Thunfischsteaks, Forelle in Folie, Schaschlik, gemischte Gemüsespieße oder auch Ziegenkäse. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen, aber die Königsklasse ist immer noch ein gutes Steak. Hier reden wir nicht von einem überwürzten Fleischlappen vom Schwein, sondern von einem perfekt zubereiteten, saftigen Rindersteak.
Gut abgehangen sollte es sein und gut zwei Zentimeter dick. Idealerweise lasst ihr das Steak vor der Zubereitung eine Stunde bei Raumtemperatur atmen und tupft es nach dem Waschen mit einem Küchentuch trocken. Bei hoher Hitze kommt das Fleisch nun auf den Grill und wird rund eine Minute je Seite scharf angebraten. Dadurch schließen sich die Poren und das Steak bleibt saftig und Fett- und Fleischsaft können nicht in die Glut tropfen. Dadurch könnten nämlich gesundheitsschädliche Dämpfe entstehen. Dies habt ihr jedoch vermieden und nachdem euer Fleisch nun beidseitig gut angebraten ist, lasst ihr das Fleisch noch einige Zeit bei geringer Hitze garen. Beim Holzkohlegrill erreicht ihr dies, in dem ihr den Rost ein oder zwei Stufen höher platziert. Je nach persönlicher Präferenz könnt ihr euch entscheiden, ob ihr das Steak leicht rosa oder gut durchgebraten haben wollte. Dafür nehmt ihr bitte keine Gabel oder einen Spieß, sondern prüft einfach durch Druck mit dem Daumen, wie weit das Steak schon ist. Um den edlen Fleischgeschmack zu genießen, sind Ketchup oder Dips tabu.
Die gegrillte Schildkröte als Gesellenstück
Einmal Feuer gefangen, hat der ein oder andere vielleicht noch Lust, noch etwas mehr beim Grillen zu experimentieren. Warum nicht. Gerade bei Dips und Marinaden sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Neben Kräutern, Knoblauch, Zwiebeln, Olivenöl oder Bier kann auch ein rauchiger Whiskey für Aroma sorgen. Ein weitaus stärkeres Räucheraroma bringen sogenannte Räucherchips. Diese kommen in eine Aluschale und werden vorher gewässert, damit sie nicht verbrennen. Im Grill geben diese Holzstückchen dann ihr jeweiliges Aroma frei.
Wer wirklich etwas „Spezielles“ auf dem Grill bringen will, dem empfehlen wir das „Bier-Huhn“. Dabei setzt ihr euer ausgenommenes Hühnchen mit dem Popo auf eine Bierflasche, Bierbüchse oder einen speziellen Teller. Durch das verdunstende Bier erhaltet ihr ein sehr saftiges Fleisch mit einem ganz speziellen Aroma.
Wer seine Gäste noch mehr beeindrucken will, der kann sich an die „Schildkröte“ wagen. Dazu braucht ihr drei dicke Bratwürstchen, die ihr wie einen Stern anordnet und mit Speckstreifen (überlappend) umwickelt, so dass ihr einen Panzer habt, aus dem links und rechts zwei Füße rausschauen und vorne der Kopf. Zusammen mit der Fähigkeit, ein perfektes Steak zuzubereiten, seid ihr damit endlich in der Oberliga der Grillmeister angekommen.
Genuss und Kultur mit dem richtigen Grill
Ein Kommentar von Eddy Saris (Regionalvertretung WEBER Grill)
Die Zeiten, als nur die Bratwurst und das Carpaccio-artige Schweinesteak zum Einsatz kamen sind endgültig vorbei. Auf vielen Freiluftkochern entdeckt man heute bereits Porterhouse Steak, Ribeye, T-Bone und andere kulinarische Köstlichkeiten. Passend serviert mit frischen Rosmarin-Kartoffeln, Nudeln oder sogar komplette Pizzen – natürlich vom Grill. Jedoch sollte sich jeder bereits beim Kauf eines Grills darüber im Klaren sein, was er will – oder was er können will. Grills unterscheiden sich zum einen in der Funktionsweise und zum anderen natürlich in der Rostgröße. Diese Größe ist einer der wichtigsten Punkte. Wer anfänglich der Meinung ist, nur für ein bis zwei Personen zu grillen und sich darum für ein kleines Modell entscheidet, wird schnell eines Besseren belehrt. Selbst bei einer kleinen Personenanzahl ist es praktisch, wenn neben dem Fleisch noch die eine oder andere Beilege seinen Platz auf dem Rost findet. Dass sich heute nahezu 90% der Grill-Wütigen für einen Gasgrill entscheiden, ist ebenfalls nicht verwunderlich. Gas bietet gegenüber seinen Artgenossen der Elektro- oder Holzkohle-Fraktion klare Vorteile. Beim Kauf eines Grills spielt es keine Rolle, wie groß die Grill-Gesellschaft ist, sondern wie vielfältig und abwechslungsreich man seine Gäste verwöhnen möchte.
Bei einem Gasgrill ist es wichtig, dass der „Neue“ auch ausreichend Brenner passend zur Größe der Grill-Kammer hat. Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn der Grill keine „Power“ hat und wenn das edle 300g-Steak einen Kälteschock erleidet. Auch bei der Wahl der Ausstattung sollte man überlegen, ob z.B. ein zusätzliches Brennfeld, ein drehbarer Dönerspieß oder eine Räuchereinheit die Anschaffung eines exklusiveren Modells als sinnvoll erscheinen lässt. Am Ende kann es gut sein, dass man mehr Kochzeit an einem Gasgrill als in der Küche verbringt. An diesem Punkt sollte man dann nicht mehr sparen.
Relativ preiswert kann man mit einem Holzkohlegrill einsteigen. Allerdings warne ich vor klapprigen Billigmodellen, die aus dünnstem Blech gefertigt, schon nach der ersten Grillsaison die Segel streichen. Ein guter Grill muss in erster Linie Hitze bringen und dafür ist ein Grill mit Deckel erste Wahl. Sind Kessel und Deckel richtig konzipiert, kann man auch den notwendigen Kamineffekt realisieren. Die ersten Kugelgrills wurden von der amerikanischen Firma WEBER erfunden. Diese, von ein paar wenigen Skeptikern erst belächelte Methode, ist mittlerweile sogar von Sterne-Köchen anerkannt und garantiert eine gleichbleibende Temperatur in der Kammer. Diese ist besonders für kontrolliertes und gesundes Garen wichtig. Wer beim Grillen eine rustikale Komponente braucht, der kann seinen Grill auch mit einem Gusseisen-Einsatz mit Karo-Muster aufrüsten. Dieser verleiht dem Pracht-Steak die echte BBQ-Optik – das Auge isst bekanntlich mit. Auch ein Anzündkamin ist eine nützliche Anschaffung. Dort werden die Kohlen separat erhitzt und erst nach dem Durchglühen in den Grill gegeben. Wer da noch weiterhin seinen Grill mit Blasebalg und Spiritus malträtiert, ist selber schuld.
Eins ist jedoch in jedem Fall klar: Grillen ist keine reine Männersache mehr! Immer mehr Frauen entdecken das „Kochen draußen“! Das ist nicht nur Emanzipation, sondern hat natürlich den Vorteil, dass die Küche einfach mal sauber bleibt.
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Fotos: Queen of Gardens, PR, Stefan Mothes
09. Juni 2015