Buchvorstellung: Gesundheit durch Heilkräuter

In unserer modernen Welt sollte man meinen, dass die Gesundheit der Menschen bestens gesichert ist. Schließlich gibt es für jedes Leiden und jede prognostizierte Krankheitswelle ein Medikament oder eine Impfung. Doch stellt sich die Frage: Geht es den Menschen wirklich besser, wenn nur Symptome behandelt und präventive Medikamente verabreicht werden? Muss die Menschheit in Zukunft ausschließlich mit pharmazeutischer Unterstützung überleben? Diese Vorstellung erscheint fast dystopisch und beängstigend.

Dabei gibt es natürliche Alternativen, die seit Jahrtausenden existieren. Pflanzen und Kräuter dienten schon lange vor der Entwicklung moderner Medikamente als Grundlage zur Heilung und Gesunderhaltung. Ihre sanfte, aber wirksame Wirkung bietet eine echte Alternative zu den oft mit Nebenwirkungen behafteten Industrieprodukten. Gerade in einer Zeit, in der unser Körper durch Umweltbelastungen, Stress und ungesunde Ernährung stark beansprucht wird, ist es umso wichtiger, die Heilkraft der Pflanzen neu zu entdecken und in unseren Alltag zu integrieren. Dies war bereits die Maxime von Hippokrates, der vor rund 2.500 Jahren sagte: „Lass die Nahrung deine Medizin sein und Medizin deine Nahrung“.

Ein Klassiker und Dauerbrenner

Für alle, die sich ernsthaft mit der Heilkraft der Natur auseinandersetzen möchten, empfiehlt sich ein bewährter und umfassender Ratgeber. Richard Willforts „Gesundheit durch Heilkräuter“, das erstmals 1959 erschien, ist ein Standardwerk der Kräuterkunde. Der österreichische Biologe, geboren 1905, widmete mehr als zehn Jahre seines Lebens der Erstellung dieses Werks. Auch nach über 60 Jahren hat das Buch nichts an Bedeutung eingebüßt und erscheint mittlerweile in der 29. Ausgabe.

Geballtes Wissen auf über 700 Seiten

Mit 752 Seiten Umfang bietet „Gesundheit durch Heilkräuter“ eine enzyklopädische Fülle an Informationen. Von A bis Z werden sämtliche ungiftigen wie giftigen Heilpflanzen ausführlich betrachtet, wobei sich die Auswahl nicht nur auf Kräuter bezieht, wie es der Titel vermuten lässt. So sind z.B. auch Heublumen, Honig und Pflanzenölen eigene Kapitel gewidmet. Ein Sammelkalender sowie Tipps zum Ernten und Konservieren der Pflanzen runden das Buch ab. Jede Pflanze wird auf mehreren Seiten ausführlich behandelt. Neben botanischen Informationen erfährt der Leser Wissenswertes über die historische Bedeutung der Pflanzen, deren Anwendung in der Homöopathie und Heilkunde – sowohl für Menschen als auch für Tiere – sowie Rezepte und praktische Anwendungstipps. Auch die Mythen und Geschichten rund um die Heilpflanzen sind lesenswert, ohne dabei in esoterische Gefilde abzudriften.

Darstellung und Sprache

Aufgrund der Vielzahl an Pflanzen (170 an der Zahl) wäre es kaum möglich, jede im Buch mit einem Foto zu illustrieren. Dennoch lockern zahlreiche Illustrationen, Fotos und übersichtliche Tabellen, wie etwa ein Saisonkalender, das umfangreiche Wissen auf. Die klare Gliederung und die hilfreichen Register im Anhang ermöglichen eine einfache Navigation durch das Buch. So kann man ganz einfach nach der gewünschten Pflanze suchen, aber auch direkt nach der konkreten Beschwerde, die behandelt werden soll (z.B. Kopfschmerzen).

Die Sprache des Autors ist prägnant und besitzt einen nostalgischen Charme. Begriffe wie „gewürzhaft“ oder „widerlich“, um den Geschmack einer Pflanze zu beschreiben, sowie Ausdrücke wie „Hausvieh“ oder „Freßunlust“ wirken angenehm altmodisch und verleihen dem Buch einen besonderen Charakter. Diese ungekünstelte, direkte Ausdrucksweise macht das Werk authentisch und lebendig. Besonders positiv fällt auf, dass der Autor nicht nur Fakten liefert, sondern auch eine eigene Meinung hat, die er schnörkellos darbringt. Dies ist besonders zu begrüßen, da man so weniger das Gefühl hat, ein Buch zu lesen, sondern eher ein Gespräch mit der kräuterkundigen Großmutter führt. Auch die würde sicherlich mit erhobenem Zeigefinger vor den Gefahren der Maßlosigkeit und Trunksucht warnen (wie Richard Willfort im Kapitel über die Weinrebe).

Persönlicher Eindruck / Fazit

„Gesundheit durch Heilkräuter“ hat mich in jeder Hinsicht überzeugt. Es ist weit mehr als ein trockenes Lexikon – es inspiriert dazu, sich intensiver mit der heimischen Flora und ihrer Heilkraft zu beschäftigen. Das gebundene und insgesamt sehr hochwertig aufgemachte Buch bleibt auch in der heutigen Zeit ein unverzichtbarer Begleiter für alle, die sich für natürliche Heilmethoden interessieren.

Gesundheit durch Heilkräuter*
Autor: Richard Willfort
Herausgeber: TRAUNER Verlag + Buchservice GmbH
Inhalt: 752 Seiten, illustriert, Halbleinenband
ISBN: 978-3-99113-012-3
Preis: 58,90 Euro

Text & Fotos: Stefan Mothes