Wirkt Cannabis leistungsfördernd?
Viele Freizeitsportler(innen) und Athlet(innen) schwören auf Cannabisprodukte, um ihre Leistung zu fördern und ihr Trainingspensum zu steigern. Dabei ist bisher nicht erwiesen, ob der Konsum von bewusstseinserweiternden Substanzen direkte Auswirkungen auf das körperliche Leistungsvermögen hat, da es zum Thema noch wenige wissenschaftlich belastbare Studien gibt.
Die SportlerInnen selbst reden davon, dass es ihnen gelingt, sich unter dem Einfluss von Cannabis (Hanf) besser auf ihr Training konzentrieren zu können. Zudem sollen die Regenerationsphasen intensiver ausfallen. Was ist dran an diesen Aussagen?
Rauschfreie Cannabisprodukte sind zu bevorzugen
Bisher gelten Hanfprodukte, die das psychoaktive THC (Tetrahydrocannabinol) enthalten, als illegal. Zudem stehen THC-haltige Erzeugnisse auf der Dopingliste der WADA (World Anti Doping Association), sodass es für Wettbewerbssportler nicht empfehlenswert ist, tropische Mango Kush Samen oder sonstige berauschende Substanzen in ihr Trainingsprogramm einzubauen. So machte ein einziger Joint die Medaillenhoffnungen der US-amerikanischen Sprinterin Sha’Carri Richardson bei Olympia 2020 in Tokio zunichte, weil sie kurz vor den Wettkämpfen gesperrt wurde.
CBD (Cannabidiol) jedoch steht auf keiner Verbotsliste und darf auch laut WADA konsumiert werden. Das Cannabinoid ist gleichen Ursprungs wie THC und wird aus der weiblichen Hanfpflanze gewonnen. Dem Wirkstoff werden entspannende, schmerzlindernde, entzündungshemmende und krampflösende Eigenschaften nachgesagt. Daher greifen immer mehr Sportler sowohl aus dem Profi- als auch dem Amateurbereich zu CBD-Tropfen und CBD-Öl. Auch in Fitnessstudios und im Wellnessbereich findet CBD eine steigende Anzahl von Anhängern und erfreut sich großer Beliebtheit.
Kann herkömmliches Gras bei Freizeitsportlern leistungsfördernd wirken?
Für Freizeitsportler, die keine Dopingkontrollen zu befürchten haben, soll auch THC-haltiges Cannabis förderlich wirken. Kleinste Mengen dürfen schließlich auch heute schon konsumiert werden, obwohl die Substanz eigentlich unter das Betäubungsmittelgesetz fällt.
Leistungssteigerung durch Cannabis
Bei der Bewertung, ob Cannabis leistungssteigernd wirkt, gehen die Meinungen auseinander. So erkennen WADA-nahe Wissenschaftler in THC-haltigem Cannabis für einige Athleten und in bestimmten Sportarten durchaus eine Wirkung, die die Ausdauer und Kraft fördert. Dies soll dadurch geschehen, dass THC die Bereitschaft zur Steigerung der Trainingsintensität erhöht.
Aus neurobiologischer Sicht reduziert der Konsum von Cannabis die Leistung eher. Es wird davon ausgegangen, dass Marihuana die geistige Wachheit negativ beeinflusst und die motorische Koordination sowie die Konzentrationsfähigkeit einschränkt. Dass Cannabis die Regeneration der Muskeln fördern kann, wird von vielen Experten und Anwendern bejaht. Dabei stehen allerdings eher CBD-haltige Produkte im Fokus.
Regeneration als wichtiger Bestandteil von Trainingsplänen
Jeder Sportler ist sich dessen bewusst, dass Höchstleistungen nicht nur auf intensivem Ausdauer- und Krafttraining basieren. Ebenso wichtig sind ausgedehnte Erholungs- und Regenerationsphasen zwischen den Trainingseinheiten.
CBD mit seinen möglichen entspannenden Eigenschaften soll den Schlafrhythmus stabilisieren und allgemein die körperliche Erholung fördern. Gleichzeitig wird angenommen, dass sich überstrapazierte Muskeln schneller entspannen und die Schmerzen bei Muskelkater rascher verschwinden, sodass früher mit der nächsten Trainingseinheit begonnen werden kann.
Die kognitive Funktion von Cannabis bei Sportlern
Neben hartem Training und der notwendigen Technik bedarf es starker mentaler Fähigkeiten, um auf Dauer an die eigene Leistungsgrenze zu gehen. Hierzu sind bisher wenige wissenschaftliche Studien aussagekräftig. Eine Untersuchung von McCartney(*) umreißt jedoch die positiven Wirkungen von CBD auf das Schlafverhalten, auf Versagensängste, auf Stress und auf die Thermoregulation des Organismus.
Tipps zur Anwendung von Cannabis beim Sport
Jeder menschliche Organismus reagiert anders auf den Konsum von Cannabis. Dabei ist es unerheblich, ob in den Trainingsplan eher CBD- oder THC-haltige Erzeugnisse integriert werden. Bei Letzteren sollten allerdings die gesetzlichen Vorgaben berücksichtigt werden. Wer auf Cannabis nicht verzichten möchte, sollte die folgenden Empfehlungen berücksichtigen:
- Cannabis fördert die Schweißproduktion. Daher müssen die Sportler während der Trainingseinheiten noch mehr Flüssigkeit als gewöhnlich zu sich nehmen.
- Die Anwendung von Cannabis sollte bei Koordinationssportarten wie Fechten oder Reiten vermieden werden.
- Wer noch keine Erfahrung mit Cannabis sammeln konnte, sollte zu Beginn mit einer sehr geringen Dosis experimentieren und diese Schritt für Schritt erhöhen, bis sich der gewünschte Effekt einstellt.
- Wer auf berauschende Effekte verzichten möchte, dem ist am besten mit einem qualitativ hochwertigen CBD-Öl gedient.
Quelle: (*) McCartney, Danielle et al: Cannabidiol and Sports Performance: a Narrative Review of Relevant Evidence and Recommendations for Future Research; Juni 2020 | Foto: Pixabay
14. November 2022