Unterwegs

VW Iltis

Der Wegbereiter

VW Iltis

Die Ära des VW Iltis begann in den späten 60er Jahren. Zu dieser Zeit war die Bundeswehr auf der Suche nach einem geländegängigen Nachfolger für den damaligne „Munga“ ("Mehrzweck-UNiversal-Geländewagen mit Allradantrieb", der von der damaligen Auto Union produziert wurde. Volkswagen, bis dahin unerfahren in der Produktion von Geländewagen, wollte sich diesen Prestige-Auftrag nicht entgehen lassen und entwickelte die ersten Prototypen, die letzten Endes das Militär überzeugten. 1978 begann unter Ägide der Volkswagen-Tochter Audi in Ingolstadt die Produktion des kantigen Geländewagens, der bis 1988 vom Band lief.

Interessanterweise diente der VW Iltis als Inspiration für die Entwicklung der Quattro-Antriebe von Audi, die mittlerweile Markenzeichen des Automobilbauers sind. Rund 9.000 Stück des Iltis wurden für das Militär gebaut, im zivilen Bereich konnte der Iltis mit kaum 600 verkauften Modellen jedoch kaum punkten. Immerhin kostete das spartanische Gefährt fast genauso viel wie drei VW Golf. Verbrauch und Leistung waren auch in jener Zeit für Privatkunden nicht ganz zeitgemäß.

Nur zwei Modellvarianten, aber beste Geländeeigenschaften

Angeboten wurde der Iltis in zwei Motorvarianten, dem 75 PS Benziner und dem 70 PS Turbodiesel. Beide Modelle verfügten über Hinterradantrieb, der Vorderradantrieb war zuschaltbar. Die Differentialsperre konnte manuell eingeschalten werden, die vordere Achse konnte jedoch nur bei eingeschaltetem Allradantrieb gesperrt werden. Der Iltis verfügte über vier Vorwärtsgänge sowie je einen Rückwärts- und Geländevorwärtsgang. Dieser konnte nur bei zugeschaltetem Vorderachsantrieb (also Allradantrieb) eingelegt werden. In der Praxis empfahl sich zumeist der Allradantrieb, da das recht hochbeinige Fahrzeug bei reinem Heckantrieb in Kurven doch sehr instabil war.

Spritzig war Volkswagens erster Geländewagen nie, auch der Benzinverbrauch entsprach kaum den Fahrleistungen. Dafür war und ist der Iltis robust und geländegängig wie kein Zweiter. Ungewöhnlich für ein Fahrzeug mit Motor im Frontbereich war übrigens, dass der Iltis mehr Gewicht auf der Vorder- als auf der Hinterachse hatte (vorne 689 kg, hinten 720 kg). Zivil- und Militärversion unterschieden sich neben kleinen Dingen sich vor allem durch das Material der Seitenscheiben (Zivil: Glas, Militär: Plastik) und die Betriebsspannung des Bordnetzes (Zivil: 12 Volt, Militär: 24 Volt).

Markante Optik

Über Schönheit kann man streiten. Selbst für einen Offroader sieht der olivgrüne Iltis mit seiner markant langen Schnauze sehr martialisch aus. Bildlich gesprochen wie eine Kreuzung aus Radpanzer und Krokodil. Neben Karosserieform und Farbe deuten auch das Reserverad und der Benzinkanister am Heck auf seine militärische Herkunft hin. Mit heruntergeklapptem Verdeck und ausgebauten Seitentüren wird er im Handumdrehen zum „Cabrio“. Zudem lässt sich auch die Frontscheibe herunterklappen, dann gibt es jedoch auch bei geringen Geschwindigkeiten ordentlich Gegenwind. Auch der Überrollbügel und die Türkette (bei ausgebauten Seitentüren) untermauern Herkunft und Einsatzweck. Spartanisch geht es auch im Innenraum zu. Ein großes Lenkrad, ein knüppelartiger Schaltknauf, Tacho, die notwendigsten Schalter, das war´s. Als kleines Zugeständnis besitzt der Iltis ein Handschuhfach und ein Radio (bzw. einen Radioschacht). Kopfstützen und Gurte sind ebenfalls vorhanden.

In der Praxis

Zeit, dem Iltis im Fahrbetrieb auf den Zahn zu fühlen. Der kleine, wassergekühlte Vierzylinder macht Lärm wie ein Großer, braucht aber ordentlich Drehzahl, um in die Gänge zu kommen. Die Werksangabe von 135 km/h traut man ihm kaum zu. Schließlich sorgt die robuste Bauweise von rund 1,4 Tonnen für ordentliches Gewicht und windschnittig ist er wie eine Schrankwand. Ein üppiger Verbrauch von 12 bis 15 Litern ist das Resultat. Das Tankvolum von 80 Litern garantiert zumindest eine gute Reichweite, weitere 20 Liter fasst der Reservekanister, der am Heck angebracht ist. Den eckigen Blechkübel zu fahren, ist nichts für Schwächlinge. Alleine die Lenkung erfordert ordentlich Kraft in den Armen und auch die Federung ist alles andere als komfortabel. So wird man im Gelände auf den Sitzen (Modell Omas alter Fernsehsessel) ordentlich durchgeschüttelt. Einen Bremskraftverstärker für die Trommelbremsen sucht man ebenfalls vergeblich.

Aufgrund der hochbeinigen Bauweise sollte man mit dem Wagen nicht zu schnell in die Kurven gehen oder hohe Steigungen quer zum Hang befahren. Wer dies missachtet, wird den „Elchtest“ nicht bestehen. Trotzdem ist der VW Iltis im Gelände eine Macht. Wo moderne SUVs die Hufe strecken, pflügt der Iltis munter durch die Pampa und macht auch vor kleinen Bächen, Schneewehen, steilen Hängen und ebenso steilen Abfahren nicht halt. Durch die zuschaltbaren Differenzialsperren, den kurzen Radstand und die hohe Bodenfreiheit ist das urwüchsige Monstrum ein Geländewagen, der seinen Namen wirklich verdient und gerne auch mal auf nur drei Rädern ein Hindernis überwindet. Gewöhnungsbedürftig ist das Fahren auf alle Fälle. Für Anfänger ist der Wagen definitiv kein Spaß.

Die Lage auf dem Gebrauchtwagenmarkt

Wer sich heute noch einen VW Iltis anschaffen möchte, wird dies sicherlich nicht tun, um im Sommer im „Cabrio-Modus“ aufzufallen (auch wenn dies natürlich seinen Reiz hat). Jäger, Waldbesitzer und erfahrende Schrauber werden in ihm eher ein robustes Nutzfahrzeug, gleichermaßen auch Männerspielzeug, sehen. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt ist die Auswahl überschaubar und um die 12.000 bis 17.000 Euro sind für ein gut gepflegtes Modell fällig. Auch für unter 10.000 Euro lassen sich Schnäppchen machen, aber 50% der Summe kann man noch einmal einplanen, um den Iltis ordentlich in Schuss zu bringen. Aufgrund des Alters ist zumindest die Anmeldung als Oldtimer etwas, was die laufenden Kosten drückt.

Technische Daten VW Iltis (Zivilausführung)

Motor: 4-Zylinder Ottomotor
Leistung: 75 PS
Hubraum: 1.714 ccm
Maximales Drehmoment: 135 Nm
Beschleunigung: 0 auf 100 km/h in 22,1 Sek.
Höchstgeschwindigkeit: 135 km/h
Antrieb: Zuschaltbarer Allrad
Leergewicht: 1.409 kg
Damaliger Verkaufspreis: rund 37.000 Mark

Fotos: Stefan Mothes

04. März 2023

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